Folgen Sie uns auf Facebook

Das urbane Freizeitverhalten in der Corona-Krisenlage: eine Studie

Das urbane Freizeitverhalten in der Corona-Krisenlage: eine Studie

Das Freizeitverhalten und die Bedeutung lokaler Erholungsräume in Krisenzeiten (Stichworte Corona/Covid-19). Eine Untersuchung mit Befragung der Bevölkerung in den beiden dicht besiedelten Zentren von Genf und Zürich mit wenig überraschenden Ergebnissen, beleuchtet in einem Artikel von ESPAZIUM

[...] Geografen, Sozialwissenschafterinnen und Landschaftsarchitekten haben die spezielle Ausgangslage des Lockdowns in der Schweiz aufgrund der Corona-Pandemie und der Gefahr eine Covid-19 Infektion für die Bevölkerung genutzt, um das Freizeitverhalten und die Bedeutung lokaler Erholungsräume in Krisenzeiten zu untersuchen. Die repräsentative Befragung der Bevölkerung in den beiden dicht besiedelten Zentren von Zürich und Genf, in denen vier Fünftel in Wohnsiedlungen respektive in einem Mehrfamilienhaus leben, fand auf Anregung zweier Hochschulen in Rapperswil respektive Genf statt.

Zur Entspannung nach draussen

Die Haupterkenntnis daraus ist: Die Leute hielten sich nicht nur in den eigenen vier Wänden auf, sondern gingen ebenso gern und häufig nach draussen. «Frei- und Grünräume halfen bei der seelischen Bewältigung der Coronakrise», werteten die Freizeitforscher ihre Umfrage aus. Auch die Distanz zu den Frei- und Grünräumen spielt eine wesentliche Rolle: Das Angebot unmittelbar vor dem Haus oder im eigenen Quartier wurde häufiger genutzt. «Diese Erkenntnisse bestätigen die Bedeutung der Aussenräume auf Stadtgebiet», ergänzt Forschungsleiter Dominik Siegrist. Die Grünraumplanung sei – auch mit Blick auf die Krisenvorsorge – stärker zu fördern.

Selbst überraschende Antworten stützen den Pandemie-Befund: Obwohl in der Limmatstadt doppelt so viele Leute unmittelbaren Zugang zu einem Innenhof oder Vorgarten besitzen als in der Léman-Metropole, ändert sich der Bedarf an öffentlichen Räumen kaum. Die individuelle Wohnsituation hat «fast keinen Einfluss» auf das Freizeitverhalten der befragten Stadtbevölkerung, erkennt die Zwillingsstudie weiter. Ortsunabhängig wünscht sich die grosse Mehrheit einen Ort zum Entspannen, am besten in Fussdistanz.

Beliebter Wald

Die Freizeit-Umfrage kann weitere Antworten zur Stressbewältigung geben. Balkon und Garten sind die ersten Adressen, um den Kopf durchzulüften. Jeder «leicht erreichbare Frei- und Grünraum» sei jedoch mindestens ebenso willkommen. Und wo in den letzten Wochen der Zugang dazu versperrt war, wich die innerstädtische Bevölkerung auf Zonen am Siedlungsrand aus. In Zürich nahmen die Besuchsfrequenzen in den Wäldern am Uetli-, Käfer- und Zürichberg beträchtlich zu. In Genf waren derweil die Wege und Pfade im Landwirtschaftsgebiet ein beliebter Zufluchtsort.

Zwar deckt die Befragung auch widersprüchliche Präferenzen auf: Am stärksten vermisste die befragte Bevölkerung den Raum für Geselligkeit, weil Ausflugsrestaurants und Picknickplätze geschlossen waren. Im Gegensatz dazu lockten das schöne Wetter und vor allem die Aussicht auf Ruhe, frische Luft und vielfältige Natur viele Stadtmenschen nach draussen. Mitautor Siegrist hofft deshalb, dass Städte dank dieser Erkenntnisse ihre Freirauminfrastruktur und ihre Naherholungsgebiete, wenn nicht schon getan, entsprechend krisentauglicher gestalten.

Quelle: «Bleiben Sie zu Hause. Bitte. Alle. Das Freizeitverhalten der Bevölkerung in Bezug auf Frei- und Grünräume während der Coronakrise in den Kantonen Genf und Zürich». Projektbericht der HSR Hochschule für Technik Rapperswil, Institut für Landschaft und Freiraum ILF und der hepia Haute école du paysage, d'ingénierie et d'architecture de Genève 2020.

Und hier gehts zum Artikel: https://www.espazium.ch/de/aktuelles/ab-ins-gruene-am-liebsten-vor-der-haustuer

Teilen diesen Inhalt