Kaputte Sachen nerven. Das gilt für den eigenen Haushalt wie den öffentlichen Raum. Nützliches verliert dann seinen Zweck und wird zur Quelle von Ärger – so lange, bis jemand den Defekt behebt. Da mehr Augen auch mehr sehen, fordert die Stadt Dietikon ihre Einwohnerinnen und Einwohner seit zweieinhalb Jahren auf, der Verwaltung Defektes oder Störendes zu melden. Zu diesem Zweck bietet sie auf ihrer Internetseite unter dem Menüpunkt «Verwaltung» einen Lob- und Mangelmelder an.

«Helfen Sie uns, gemeinsam für ein lebenswertes Dietikon zu sorgen», ruft die Stadt darauf aus. Insgesamt 52 Mal sind im letzten Jahr Dietikerinnen und Dietiker dieser Bitte nachgekommen. Von den 52 Meldungen waren 44 Mangelmeldungen; 8 waren Rückmeldungen zu den Dienstleistungen der Verwaltung. 2015 waren es insgesamt 47 Meldungen, davon waren 32 Mangelmeldungen und 15 Dienstleistungsrückmeldungen.

Michael Seiler, der Standortförderer der Stadt Dietikon, hält fest: «Nach der Einführung im Herbst 2014 etabliert sich der Lob- und Mangelmelder als Kommunikationskanal für die Bevölkerung und entlastet andere, weniger strukturierte Kanäle wie E-Mail und Telefon nach und nach.» Natürlich würden aber alle Arten von Meldungen oder Mitteilungen weiterhin auch per E-Mail, Telefon oder an den Schaltern im Stadthaus vorgebracht und auch auf diesem Weg beantwortet.

Problemfälle Licht und Unrat

Wie im Haushalt sind es auch im öffentlichen Raum häufig die Lichtquellen, die Anlass zum Klagen geben. Die Beleuchtung wird als blendend, flackernd oder ausgefallen gemeldet. Darüber hinaus wird häufig illegale, manchmal auch nur vermeintlich illegale Abfallentsorgung der Verwaltung zur Kenntnis gebracht. An dritter Stelle stehen Verkehrsanliegen, insbesondere bezüglich des Langsamverkehrs, etwa dass die Signalisation an gewissen Orten für Fussgänger oder Radfahrer nicht zweckmässig ist.

Vereinzelt sind über den Lob- und Mangelmelder auch Hinweise zu Fehlern auf der städtischen Internetseite eingegangen. Seiler freut sich darüber: «Spam oder undifferenzierte Schimpftiraden kommen praktisch keine vor. Und es werden oft auch Verbesserungsvorschläge gemacht, zum Beispiel, dass man an einem bestimmten Ort Fahrradständer anbringen könnte.» Solche Vorschläge würden in die laufende Planung einfliessen, seien aber meist sehr spezifisch und individuell.

Die acht Rückmeldungen zu den Dienstleistungen der Verwaltung im letzten Jahr waren je zur Hälfte Lob und Kritik. 

Michael Seiler

Michael Seiler

Das Lob betraf vor allem den guten Service im Zivilstandsamt; die Kritik habe sich auf verschiedenste Ämter ohne speziellen Schwerpunkt verteilt. Wie sieht es nun aber mit der Mängelbeseitigung aus? «Die meisten Mängel fliessen in die Routinetätigkeit ein und werden innert weniger Tage oder sogar Stunden behoben, etwa wenn es um Unrat auf öffentlichem Grund geht», sagt Seiler. Bei defekten Strassenbeleuchtungen nehme nicht die Stadt selbst die Mangelbehebung vor, sondern externe Spezialisten, was wegen der Koordination etwas länger dauern könne.

Per Handyfoto melden

Auch Schlieren setzt auf die Mitarbeit seiner Bürger, was die Mangelmeldung anbelangt, macht es diesen allerdings etwas leichter als Dietikon. Seit Januar 2016 ist der sogenannte «Stadtmelder» in die städtischen App integriert. Vorbild dafür war die Stadt Zürich, die schon im Jahr 2013 ein App-Angebot für ihre Einwohnerinnen und Einwohner testete und es Mitte 2014 dann auch einführte. Mit der App «Züri wie neu» können Mängel an der Infrastruktur gemeldet werden. Bereits in der ersten Betriebswoche trafen bei der Stadt rund 300 Meldungen ein, insgesamt waren es im ersten Jahr rund 2700.

52 Meldungen sind im letzten Jahr über den Lob- und Mangelmelder bei der Stadt Dietikon eingegangen.

Auch der Schlieremer Stadtmelder kommt bei der Bevölkerung bisher sehr gut an. So kann man mit dem Mobiltelefon und mittels weniger Klicks Schäden, Littering oder andere Mängel sowie Verbesserungsfähiges im öffentlichen Raum der Stadtverwaltung melden. Dabei kann man aus den Rubriken Abfall, Grünflächen, Lichtsignalanlage, Schmierereien, Signalisation, Spielplätze, Strassenbeleuchtung, Strassenschäden, Wasserversorgung und Diverses wählen. Privatgrund wie beispielsweise auch der Bahnhof ist ausgenommen. Das Vorgehen ist einfach: Man markiert die Stelle des Schadens auf einer Karte oder fügt die Adresse ein, macht ein Foto und sendet es mit ein paar weiteren Informationen an die Verwaltung. Der Melder kann sich von der Stadt sogar informieren lassen, wie es um die Schadensbehebung steht.

2016: Mehr als 200 Meldungen

Der Erfolg zeigte sich umgehend. Zwischen April bis Dezember 2016 gingen rund 200 Meldungen ein und damit mehr als viermal so viele wie im ganzen vergangenen Jahr über die Online-Seite der Stadt Dietikon. Die Liste der meistgemeldeten Mängel in Schlieren liest sich ähnlich wie jene in Dietikon: «Bei den Meldungen handelte es sich oft um illegal deponierten Abfall», sagt Astrid Romer, Kommunikationsbeauftragte der Stadt Schlieren. Aber auch falsch parkierte Fahrzeuge, Defekte in öffentlichen Toiletten oder Mängel in Fussgängerunterführungen seien gemeldet worden. Im Winter seien zudem vermehrt Meldungen betreffend defekter Beleuchtungen eingegangen.

Auf der Schlieremer Internetseite heisst es: «Die meisten kleineren Mängel können rasch behoben werden.» Welche das sind, kann man auf der App-Karte nachverfolgen: Sie werden mit einem grünen Pin gekennzeichnet, sobald die Mitarbeitenden der Abteilung Werke, Versorgung und Anlagen sie behoben haben. Aktuelle Meldungen erscheinen mit einem roten Pin. Ein oranger Pin zeigt an, dass eine Bearbeitung länger dauert.

Dietiker App (noch) kein Thema

Laut Romer hat die Stadt nur positive Erfahrungen mit dem Stadtmelder gemacht. Die Kommunikation zwischen Nutzern und Stadt sei einfach und effizient. Missbräuchliche Meldungen kämen praktisch nicht vor. Deshalb prüfe man derzeit, wie die App noch weiter ausgebaut und genutzt werden kann.

Schon Anfang August 2014 verlangte ein Postulat des Dietiker Gemeinderats Philipp Müller (FDP) eine ähnliche App für Dietikon. Der Stadtrat beurteilte dies damals jedoch als unverhältnismässig, da monatlich nur rund fünf Meldungen von Mängeln bei der Stadt einträfen. Dies stünde in keinem Verhältnis zu den Kosten von rund 16 000 Franken für das Installieren der App und die monatlichen Unterhaltskosten von 800 Franken, so die damalige Argumentation.

Themen rund um das E-Government sind Philipp Müller eine Herzensangelegenheit. Immer wieder macht er im Gemeinderat Vorstösse in diesem Bereich. «Ich finde es wichtig, dass auch Dietikon in diesem Bereich Schritt halten kann. Einen konkreten weiteren Vorstoss in Bezug auf die App habe ich derzeit jedoch nicht im Köcher.»

Für Standortförderer Seiler ist eine App, wie sie Schlieren hat, auch für Dietikon denkbar. Allerdings habe der anstehende Relaunch der städtischen Website Priorität. «Die Notwendigkeit eines Mangelmelders wie in der App in Schlieren wird nach dem Relaunch neu beurteilt», so Seiler.