Folgen Sie uns auf Facebook

WAS BEDEUTET SPIELEN FÜR KINDER?

WAS BEDEUTET SPIELEN FÜR KINDER?

WAS BEDEUTET SPIELEN FÜR KINDER?

Spiel, Verspieltheit, Spielerei... Was verstehen Sie darunter? Und wie sieht das bei Kindern aus? Warum spielen Kinder? In diesem Blog versuche ich, basierend auf meinen Gedanken sowie internationalen Studien, Antworten auf diese Fragen zu geben.

Kinder und Erwachsene haben eine unterschiedliche Vorstellung von ”Spiel”

Unsere Ansichten und Erfahrungen von Spiel und Verspieltheit können sehr unterschiedlich und manchmal auch ziemlich stereotyp sein. Während Lehrer, Eltern und andere Erzieher das Spiel des Kindes sehr eng als Aneinanderreihung von verschiedenen Aktionen sehen, ist das Spiel für die Kinder selbst jede Aktivität, die ihnen interessant und inspirierend erscheint und in die sie eintauchen können.  Jede Umgebung ist ein potentieller Spielplatz, und Spielmöglichkeiten gibt es überall. Kinder unterscheiden auch zwischen jeder langweiligen Aktivität und dem Spielen. Zum Beispiel ist Fernsehen langweilig, weil es passiv ist. Was im Spiel wichtig ist, ist körperliche Aktivität, verbunden mit der Teilnahme anderer Kinder. Spielplätze und Parks sind deswegen so konzipiert, dass sie viele verschiedene Arten von Aktivität, körperliche Bewegung und gemeinsames Spiel zu vereinen versuchen. 

Spielen ist eine inspirierende und prägende Erfahrung

Kinder beschreiben das Spielen mit vielen verschiedenen Begriffen. Das Spiel ist nicht eine spezielle Aktivität, sondern eher die Konzentration auf eine Aktivität mit großer Hingabe. Diese Versunkenheit ist ein Zustand, der Emotionen, andere Menschen, Spielgeräte und die Umgebung mit einbezieht. Aus der Perspektive der Kinder ist das Spiel mit anderen Worten ein ganzheitliches Erlebnis, das nicht unbedingt wie Spielen für Erwachsene aussieht. Kinder wollen in den Haushalt, in der Kindertagesstätte und in der Schule miteingebunden werden, weil sie denken, dass diese Aktivitäten lustig und interessant sein könnten. Deshalb ist es wichtig, den Kindern die Möglichkeit zu geben, an diesen Aktivitäten der Erwachsenen teilzunehmen, da dies das Selbstbewusstsein der Kinder entwickelt. Während es nichts Neues für Sie ist, dass Ihre Kinder im Gemüsegarten helfen, wird diese Aktivität stets mit neuen Augen als Gelegenheit zum Spielen und Lernen gesehen. Eine Pflanze, die aus einem Samen heranwächst, halt viele Momente des Erstaunens und Erforschens für die Kinder bereit. Am Ende ist eine reife Frucht oder Gemüse oder eine Blume in voller Blüte eine große Belohnung für die kleinen Gärtner.

Im besten Fall können diese Auslöser das Interesse der Kinder in einem solchen Ausmaß fesseln, dass sie damit beginnen, Fachwissen in diesem Bereich zu entwickeln.

Kinder spüren, dass Erwachsene das Spielen nicht wertschätzen

Mehrere Studien haben belegt, dass Kinder das Gefühl haben, dass Erwachsene ihr Spiel nicht immer wertschätzen. Erwachsene können das Spiel der Kinder immer unterbrechen und sie bitten, etwas "Wichtigeres" zu tun, wie zum Beispiel etwas zu essen oder ihr Zimmer aufzuräumen. Wenn das Spielen aus irgendeinem Grund unterbrochen werden muss, wäre es fair, dies gegenüber dem Kind im Voraus zu erwähnen, damit es weiß, was zu erwarten ist.

Die Forschung zeigt auch, dass Eltern, Lehrer und andere Pädagogen  Kindern das Spielen manchmal aus Sicherheitsgründen verweigern. Sicherheit ist natürlich wichtig, aber machen sich Erwachsene nicht manchmal vielleicht auch zu viele Sorgen? Meine eigene Recherche zeigt, dass Kinder Geschwindigkeit und Gefahren erleben und sich auch ein wenig wagemutig beim Spielen fühlen wollen. Das hilft ihnen, sich selbst und ihre Fähigkeiten kennen zu lernen, ihre Gefühle zu regulieren und ihre Körper zu kontrollieren. Eine Grundschullehrerin, die ich einmal interviewte, sagte, sie kannte Kinder, die weder einen Ball fangen noch einen Salto machen konnten. Diese und andere motorische Fähigkeiten können im Garten, im Wald und auf einem Spielplatz geübt werden.

Manchmal schämen sich Kinder beim Spielen, denn sie spüren, dass Erwachsene es nicht schätzen oder sie fühlen sich vielleicht sogar zu alt, um zu spielen. Reeli Karimäki, ein Forscher auf dem Gebiet der Jugendbildung, hat 1.500 Beschreibungen von Kindern für den Begriff des Spiels gesammelt, und auf der Grundlage dieser Sammlung wird klar, dass Kinder tatsächlich und immernoch spielen, aber auch, dass ein Teil des Spiels heimlich stattfindet, versteckt von Erwachsenen.

Niemand ist zu alt, um zu spielen. Spiel und Verspieltheit sind Ressourcen, die nicht nur Kinder, sondern Menschen aller Altersstufen anstecken. Pokémon GO ist das jüngste Beispiel dafür, wie eifrig auch Erwachsene spielen können.

Kinder sehen das Spiel als Überlebensmethode

Kinder, die in sozial benachteiligten oder sonst schwierigen Umständen leben, sehen das Spiel als Überlebensmethode. Egal wie hart das Leben ist, Kinder finden immer einen Platz und eine Möglichkeit zu spielen. Das Spiel ist außerdem auch eine ausgezeichnete Aktivität für Kinder, die eine besondere Förderung bedürfen.

Was bringt Kinder dazu, zu spielen?

Wenn Kinder jede Aktivität, die interessant und inspirierend erscheint und in die sie sich eintauchen können, als Spiel sehen, was sind dann die Faktoren, die dieses Interesse wecken und beibehalten? Diese Faktoren sind auch als Auslöser oder Stimulanzien bekannt. Im besten Fall können diese Auslöser das Interesse der Kinder in einem solchen Ausmaß fesseln, dass sie damit beginnen, Fachwissen in diesem Bereich zu entwickeln.

Pirkko_Hyvonen_blog.jpg

 Alles, was um uns herum passiert, kann jederzeit die Aufmerksamkeit eines Kindes erregen. Pekka Mertala schreibt in seinem Blog über seine vierjährige Tochter, die die Leute bemerkte, die draußen Pokémon jagten. Ihre Beobachtungen und die Erklärung ihres Vaters zum Phänomen dienten als Inspiration für das Spiel des Mädchens. "Zu Hause passierte Folgendes: Meine Tochter nahm ein paar Spielsachen aus ihrem Zimmer und fing an, sie um das Haus herum zu verstecken. Danach bastelte sie sich ein Telefon aus Pappe (ich half ihr beim Schneiden des Bildschirms, siehe Foto). "

In einem anderen Beispiel bekam ein Kind die Idee für ein Spiel von einer japanischen Animationsserie, die er für eine kurze Zeit gesehen hatte. Den Film nur für ein paar Minuten zu sehen war genug, um seine Phantasie zu füttern und ihn zum Spielen zu inspirieren. Er begann sofort, seine Ideen in die Realität umzusetzen. Er holte ein Kleidungsstück aus dem Schrank und zerschnitt dessen Beine, malte sein Gesicht an, suchte nach der richtigen Ausrüstung und identifizierte sich mit seiner Rolle und seinem imaginären Umfeld anhand seiner Gesichtsausdrücke, Gesten und Emotionen.

Schlussfolgerung

Ich habe diesen Artikel mit drei Fragen begonnen: Wie erkennt man Spiel und Verspieltheit? Und was bedeutet das Spiel für Kinder? Was motiviert sie dazu, zu spielen? Wenn Sie Ihre Erfahrungen und Beobachtungen zu diesen Fragen teilen möchten, egal ob sie mit Spielplätzen, der Natur, zu Hause, Schulen, Kindergärten oder anderen Umgebungen, in denen Kinder spielen, zu tun haben, würde ich gerne von Ihnen hören.

Der Blog basiert hauptsächlich auf einem bald veröffentlichten Buchkapitel:

Hyvönen, P. Helenius, A., & Hujala, E. (2016). Enhancing children’s competencies in playful learning and teaching. In M. Ebbeck & M. Waniganayake (Eds.), (pp. 99–116): Oxford University Press. In print.

Andere Quellen:

Duncan, P.A. (2015). Pigs, planes, and play-doh: Children’s perspectives on play as revealed through their drawings. American Journal of Play, 8(1), 50–72.

Glenn, N.M., Knight, C.J., Holt, N.L., & Spence, J.C. (2013). Meanings of play among children. Childhood, 20(2), 185–190. DOI: 10.1177/0907568212454751

Hidi, S. & Renninger, K. A. (2006). The four-phase model of interest development. Educational Psychologist, 41 (2), 111–127.

Hyvönen, P. (2011). Tarjoaako leikkiympäristö riittävästi toiminnanmahdollisuuksia? Teoksessa E-L. Kronqvist & K. Kumpulainen (Toim.), Lapsuuden oppimisympäristöt, (ss. 52–56). Helsinki: WSOYpro. JUFO0.

Hyvönen, P. & Kangas, M. (2007). From bogey mountains to funny houses: Children’s desires for play environment. Australian Journal of Early Childhood (AJEC), 32(3), 39–47.

Hyvönen, P. & Kangas, M. (2010). Children as experts in designing play environment. In E-L Kronqvist & P. Hyvönen (Eds.), Insights and outlouds: Childhood research in the North, (pp. 143–170). Acta Universitatis Ouluensis E 107. Oulu: Oulu University Press. JUFO0.

Karimäki, R (2004). Tarinat lasten leikeissä Teoksessa P. Hyvönen, M. Lehtonen, & R. Rajala (Toim.) LAPSET-seminaarin artikkelijulkaisu (pp.71–77) Rovaniemi: Lapin yliopisto.

Kuschner, D (2012). Play is natural to childhood but school is not: The problem of integrating play into the curriculum. International Journal of Play, 1(3), 242–249. DOI:10.1080/21594937.2012.735803

Mertala, P. (2016). Blogi: https://pekkamertala.wordpress.com/2016/07/31/pokemon-go-paivakodissa-mediakulttuurisia-huomioita/

Virkki, P (2015). Varhaiskasvatus toimijuuden ja osallisuuden edistäjänä. Publications of the University of Eastern Finland. Dissertations in Education, Humanities, and Theology. no 66. URN:ISBN:978-952-61-1735-5

Pirkko Hyvönen
Pirkko Hyvönen
Associate Professorin für Bildung an der Universität Lappland, Dozentin, Lehrerin im Bereich Hauswirtschaft und Lebensmittel-Service; Bachelor of Hospitality Management.

pirkkohyvonen.wordpress.com

Teilen diesen Inhalt